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"Zittig!" ...oder: Zwetschgenkuchen mit Kindheitserinnerungen 

Seit ich mich zurück erinnern kann, haben der Juli und der August mit Zwetschgen zu tun. Sasbach, das Dorf in dem ich aufwuchs, trägt den Spitznamen "Quetschebach" - auf Hochdeutsch: Zwetschgenbach. Das blaue, eiförmige Steinobst spielt hier eine wichtige Rolle. Gefühlt baut jeder, der auch nur ein kleines Stückchen Land besitzt, Zwetschgenbäume an. In meiner frühesten Kindheit hatten die Nachbarn meiner Großeltern eine Obstannahmestelle. Die geernteten Früchte wurden gewogen, verlesen und für Vertrieb und Verarbeitung weitergeleitet. Da war vielleicht was los! Obstbauern mit Anhängern voll Zwetschgen kamen von morgens bis abends. Die Kisten stapelten sich bis zum Haus meiner Großeltern und überall leuchtete es blau. Selbstverständlich hatte mein Opa auch mehrere Zwetschgenäcker. Die Zeit vor der Ernte würde jeder Zwetschgenbaum gespannt beobachtet, bis es dann endlich soweit war: "Zittig!" - auf hochdeutsch: Zeitig! Das heißt: Die Zwetschgen sind reif. Wie ein Weckruf schallte das immer durchs ganze Dorf. Die Ernte konnte endlich beginnen und die ganze Familie, vom jüngsten Enkelkind an, half mit. Ich weiß noch, wie stolz ich war, als ich zum ersten Mal ganz oben auf einer Leiter im Baum stand und erntete. Nach getaner Arbeit wurden wir mit einem deftigen Vesper (Abendbrot) belohnt, das Oma liebevoll zubereitet hat. Und natürlich gab's danach für die Großen einen (oder auch mehrere) Zwetschgenschnäpschen. Ich glaube Hauptnahrungsmittel in der Zeit war Zwetschgenkuchen in sämtlichen Varianten. 😄 Und das nicht nur zur Kaffeezeit oder zum Sonntagsfrühstück - bei dem auch mein Dackel einmal kräftig zuschlug und sich einen halben Zwetschgenkuchen einverleibte, während wir uns für die Kirche zurechtmachten. Als Hauptgericht war Zwetschgenkuchen und Kartoffelsuppe besonders freitags beliebt - schließlich ernährt man sich an Freitagen als guter Katholik fleischlos. 😉 Meine Lieblingsvariante ist Zwetschgenkuchen vom Blech mit Hefeteig. Und Dank meiner Mutter, die gerade hier Urlaub macht und mir einen großen Korb Zwetschgen mitgebracht hat, gibt es den heute. Auch das weckt neue Kindheitserinnerungen: Früher war das Entsteinen Omas Job. Jetzt sitzt Mama in der Küche und macht das, schält Kartoffeln für die Suppe und hilft, da ich noch immer lädiert bin. Ich könnte noch viel mehr erzählen, aber das würde dem Küstencookie-Motto ja vollkommen widersprechen. Also: Nich' lang schnacken - einfach backen! Hier kommt das Rezept: Zwetschgenkuchen vom Blech Zutaten für ein Backblech Für den Hefeteig: 500 g Mehl 80 g Zucker 1 Ei 1 Prise Salz 1 Würfel Hefe 200 ml Buttermilch, lauwarm 60 g Butter oder Margarine Für den Belag: ca. 1,5 kg Zwetschgen (alternativ:Pflaumen) Zimt Hagelzucker Zubereitung: Mehl in eine Rührschüssel geben und eine Mulde in die Mitte drücken. Die lauwarme Buttermilch (ca. 20°C) und den Zucker in die Mulde geben, Hefe hinein bröseln und kurz mit der Buttermilch verrühren. Das ganze bei ca. 30 bis 35°C im Backofen ca. 20-30 Minuten gehen lassen, bis die Hefemasse schaumig und fast doppelt so groß ist, wie zuvor. Die übrigen Zutaten für den Boden zugeben und alles zu einem luftigen und glatten Teig verarbeiten. Den Hefeteig 1-2 Stunden bei ca. 30-35°C auf doppelte Größe en lassen. TIPP: Wenn Ihr den Hefeteig am Abend vorher zubereitet, könnt Ihr in ganz entspannt bei Zimmertemperatur über Nacht gehen lassen. In der Zwischenzeit die Zwetschgen aufschneiden und entkernen. Den Hefeteig auf ein bemehltes Backblech ausrollen und mit einer Gabel kleine Löcher in den Teig stechen. Die Zwetschgen dicht auflegen. Den Kuchen in den nicht vorgeheizten Backofen geben und die Temperatur auf 200°C stellen. Die Zeit, die Euer Backofen zum aufheizen benötigt, nutzt der Hefeteig so zum noch einmal aufgehen. Den Zwetschgenkuchen ca. 50-55 Minuten backen. Noch ein Tipp: Manche Zwetschgensorten sagten beim Backen sehr stark. Wenn Ihr ein paar Semmelbrösel auf die Zwetschgen streut, könnt Ihr das etwas mildern. Nach dem Backen kurz abkühlen lassen, mit Zimt und Hagelzucker nach Belieben bestreuen und lauwarm - am Besten mit einem Klecks frischer Schlagsahne - servieren. Und wer gerne einmal die Kartoffelsuppe dazu servieren möchte: Mamas Kartoffelsuppe 2 Liter Wasser 5 große Kartoffeln 2 Karotten 1 Zwiebel 2 Zehen Knoblauch Salz Pfeffer Liebstöckel Majoran 1/Becher Schmand 1 Tl gekörnte Brühe Gemüse würfeln, im Wasser ca. 25 Minuten kochen lassen. Mit Salz, Pfeffer und Kräutern abschmecken. Schmand und Brühe zugeben und alles fein pürieren. Fertig! 👩🏼‍🍳 Guten Appetit! 😋

"Zittig!" ...oder: Zwetschgenkuchen mit Kindheitserinnerungen 
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